72nd Festival International du film de Cannes
Cannes in Worte zu fassen ist sehr schwierig. In einem Punkt sind sich die Cineasten der Welt sicher einig, das Festival in Cannes ist der wichtigste kulturelle Event überhaupt, da gibt es keine Superlative- und das seit über 70 Jahren.
So wurde vom 14.-25.Mai 2019 Cannes auch in diesem Jahr wieder zur Welthauptstadt des Films. Denn Cannes ist, insbesondere wegen seiner filmischen Internationalität, eine wahre Quelle der Inspiration. Hier treffen sich Filmemacher aus aller Welt, professionelle und solche, die es werden wollen. Allein aus den USA reisten 200 Studenten an, um sich an internationaler Kreativität zu bereichern. Insgesamt gab es über 40.000 Akkreditierte, die sich, neben dem Schauen von Filmen, insbesondere dem Netzwerken mit der Branche widmeten. Dies könnte nicht besser funktionieren als im internationalen Dorf direkt am Palais du Festival. 60 Pavillons unterschiedlicher Länder, laden zum Knüpfen internationaler Kontakte geradezu ein. Und wem das noch nicht reicht, der darf sich gern auf dem Marche´du film tummeln. Dieser ist eher auf die Promotion und den Verkauf von Filmen ausgerichtet und somit für Producer sehr interessant.
Die Welt achtet natürlich mehr auf den Wettbewerb und seine Goldene Palme. Über die Gewinner des Internationalen Wettbewerbs bestimmte in diesem Jahr der Autor, Regisseur und Produzent Alejandro Gonzales Inarritu mit seiner Jury. Dabei gab es einige Überraschungen. Denn das Rennen machten nicht die vermeintlichen Favoriten aus USA, weder Tarantinos „Once Upon A Time…In Hollywood“, noch „A Hidden Life“ unter der Regie von Terrence Malick. Als Preisträger ging vielmehr der Südkoreaner Bong Joon-Ho mit seiner sozialkritischen Thriller-Komödie „Parasite“ hervor. Ausgezeichnet wurde u.a. auch Celine Sciamma mit dem Drehbuchpreis für das gefeierte historische Drama "Portrait of a Lady", sowie die Dardenne Brüder mit dem Preis für die Regie von "Young Ahmed". In der Sektion Kurzfilm ging die Palme an Vasilis Kekatos für „The Distance Between Us and the Sky“. Eine Entscheidung der Kurzfilm Jury unter dem Vorsitz von Claires Denis. Die aus Paris stammende Autorin und Regisseurin war, als Cosmopolit, für das Amt bestens besetzt. Sie hat viele Jahre in Afrika gelebt und schon mit Wim Wenders und auch Jim Jarmusch zusammen gearbeitet.
Die Goldene Kamera (Camera d´or), also den Preis für den besten Erstlingsfilm, wurde für Nuestras Madres (Regie: César Díazegal) vergeben. Präsident dieser diesjährigen Jury, Rithy Panh aus Kambodscha, der 1994 selbst mit seinem Film „The Rice People“ im Wettbewerb stand. Erwähnt sei auch noch die Reihe "Un Certain Regards" des offiziellen Programms, die seit 1978 originelle und ungewöhnliche Filme präsentiert. Den Hauptpreis in dieser Kategorie erhielt „Invisible Life“ unter der Regie von Karim Aïnouz.
Doch auch außerhalb des Wettbewerbs waren tolle Filme zu sehen. Die Cannes Classics warteten in diesem Jahr unter anderem mit restaurierten Fassungen von Kubricks „Shining“ oder „Easy Rider“ (Dennis Hopper) auf.
Eine abschließende Aufzählung würde hier den Rahmen sprengen. Cannes lässt sich halt auch nicht in wenige Worte fassen. Festzuhalten ist: „Das Kino baut Brücken zwischen den Ländern, den Menschen, deren Ideen und der Poesie“, so der Bürgermeister von Cannes, David Lisnard - und nirgendwo ist das so zu spüren wie in Cannes…
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