70 Jahre Internationale Filmfestspiele in Berlin
Ein Jubiläum der besonderen Art. Die 70. Internationalen Filmfestspiele Berlin zeigten sich erstmals seit 18 Jahren unter neuer Leitung. Carlo Chatrian, als künstlerischer Leiter, hatte zuvor sechs Jahre das Filmfestival in Locarno erfolgreich geführt und die neue Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek war zuvor Produzentin und Chefin der Kino-Export-Union German Films. Cineastisch anspruchsvoll, politisch engagiert und um Nachhaltigkeit auch im Kulturbereich bemüht, präsentierte sich die Berlinale auch in diesem Jahr.
Am Eröffnungsabend, parallel zur Eröffnungsgala im Hotel „Das Stue“, wurde im Rahmen des Crew Call in der Kulturbrauerei der „Fair Film Award Fiction 2020” verliehen. Dieser Preis zeichnet jährlich die fairesten Arbeits- und Produktionsbedingungen fiktionaler Formate des zurückliegenden Jahres in den Kategorien Spielfilm und Serie aus. So sollen neue Perspektiven in der Produktion eröffnet und auch Förderer, Sender sowie andere Auftraggeber auf ihre soziale, ethische und ökologische Verantwortung hingewiesen werden. In der Kategorie Spielfilm ging der Award an den rbb-Fernsehfilm „Polizeiruf 110 – Heilig sollt ihr sein“ der Real Film Berlin GmbH und in der Kategorie Serie an die von der Fortune Cookie GmbH produzierte SWR-Comedy „Der letzte Wille“. Unter den drei Nominierten der insgesamt 1.800 Produktionen in der Kategorie Spielfilm war auch der Berlinale-Wettbewerbsfilm "Undine" von Christian Petzold, produziert von Schramm Film, Koerner & Weber GbR, die auf Platz 2 der Produktionsfirmen kamen.
Für ihre schauspielerische Leistung in „Undine“ wurde Paula Beer übrigens mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet. Diesen Preis gewann auch ihr männlicher Kollege Elio Germano aus Italien. Er überzeugte mit seiner darstellerischen Leistung in „Hidden Away“ von Giorgio Diritti. Weitere Silberne Bären im Wettbewerb vergab die internationale Jury um Jeremy Irons (Präsident) an: Hong Sang-So für "The Woman Who Ran" (Beste Regie), Jürgen Jürges für "Dau.Natasha" (Beste Kamera), Damiano und Fabio D´Innocenzo für "Bad Tales" (Bestes Drehbuch) und Eliza Hitman für "Never Rarely Sometimes Always" (Großer Preis der Jury). Der goldene Bär der 70. Berlinale ging an "There is No Evil" ("Es gibt kein Böses") des iranischen Regisseurs Mohammed Rassulof. Der Episodenfilm befasst sich mit der Todesstrafe im Iran. Rassulof konnte den Preis nicht selbst entgegen nehmen, da er wegen einer zu erwartenden Haftstrafe, aufgrund seiner vorherigen Filme, den Iran nicht verlassen durfte. Sein Produzententeam und seine Tochter nahmen den Bären stellvertretend entgegen, Rassoluf war aber per Smartphone zugeschalten. Den goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk ging an die Schauspielerin Helen Mirren.
Die Preisverleihung im Berlinale Palast bildete den krönenden Abschluss des Filmfestes, moderiert in diesem Jahr von dem Schauspieler Samuel Finzi.
Anders war in diesem Jahr, dass insgesamt weniger Filme (340 statt 400) gezeigt wurden, einige Filme, gerade im Wettbewerb, dafür mehr Spielzeiten bekamen. Eine Neuerung, die zumindest im Vorverkauf für ein klein wenig mehr Entspannung sorgte. Denn die Berlinale spricht ja Publikum und Filmbranche gleichermaßen an. Dies belegen zumindest die Zahlen von 22.000 Fachbesucher und 335.000 verkauften Kinotickets.
Wir freuen uns auf das nächste Jahr!
Schreibe einen Kommentar